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Tobias Ritschel
Sozialpädagogischer Coach

Tobias Ritschel

Sozialpädagoge (B.A.)

Systemischer Berater i.W.

Geboren 1983 in Berlin. Nach einem Studium der Sprach- und Kulturwissenschaften in Köln und im Norden Finnlands sowie einer Filmausbildung an der Studiobühne Köln studierte ich Soziale Arbeit.

Als Sozialpädagoge habe ich mehrjährige Erfahrung in Beratung und Coaching junger Erwachsener vor dem Hintergrund beruflicher Integration und war in der psychosozialen Beratung für LSBTIQ* tätig. Als wissenschaftlicher Assistent habe ich an der Universität Köln zur Lebenszufriedenheit im biografischen Verlauf geforscht.

Für meine Thesis zu einem Konzept sozialpädagogischen Coachings für junge Erwachsene erhielt ich eine Auszeichnung der TH Köln.

 

Seit 2021 arbeite ich als selbstständiger Coach und Experte für die Thematik der Quarterlife Crisis.

Mehr zu meinem Konzept und meiner Arbeitsweise gibt es hier.

Tobias Ritschel

Presse

"Quarterlife Crisis" - aus dem Innenleben der Generation Y.  WDR 3 Kultur am Mittag, 09.06.2023 

Spaziergänge zur Bewältigung der Quarterlife-Crisis bietet der Kölner Sozialpädagoge Tobias Ritschel an. Er hat dazu geforscht, was die Generation Y beschäftigt, welche Probleme sie hat, und wie ihr geholfen werden kann.

00:00 / 04:45

Wie junge Erwachsene ihre Quarterlife Crisis überstehen. NOZ, 14.08.2022

[...]Auch eine Lücke im Lebenslauf ist nicht unbedingt etwas Schlechtes, sagt Ritschel.[...]

Jung, stark - und verzweifelt. FAZ, 15.07.2022

[...]Grundsätzlich ist es normal, dass junge Berufstätige in diesem Alter zweifeln, sagt Tobias Ritschel, Coach für junge Erwachsene aus Köln. [...]

 

 

 

   Artikel aus: Inside Out - Magazin der Technischen Hochschule Köln, Frühjahr 2016

 

Auf der Suche nach dem guten Leben

Sie gehört zu den Fragen aller Fragen: Was ist ein gutes Leben? Und wie glücklich und zufrieden sind wir? Tobias Ritschel, Absolvent der Sozialen Arbeit, ist der Sinnsuche seiner Generation in seiner Abschlussarbeit nachgegangen.

 

Jede Generation eint der dem Menschen ureigene Wunsch nach einem glücklichen Leben. Neben der Frage, was ein gutes Leben überhaupt ausmacht, sind deshalb die Antworten interessant, die Menschen geben, wenn sie nach ihrer persönlichen Zufriedenheit gefragt werden. In einer Gesellschaft des materiellen Wohlstands und der individuellen Freiheit; wie zufrieden sind da z.B. Männer und Frauen im Alter zwischen 20 und 30? In der Soziologie werden Angehörige der "Generation Y" als optimistisch und selbstbewusst charakterisiert. Ihnen sei der materielle Status nicht mehr so wichtig, der Job solle Sinn stiften und Spaß machen. Familie und Freizeit werden der Karriere nicht mehr untergeordnet.

 

Doch fühlen sich junge Erwachsene tatsächlich glücklich? Tobias Ritschel erlebt das etwas anders. Nicht nur in seinem persönlichen Umfeld. Auch wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema bestätigen den Eindruck. „Mit je mehr Leuten ich über dieses Thema gesprochen habe, umso mehr habe ich festgestellt, dass viele sehr unzufrieden mit sich sind und Schwierigkeiten haben, sich beruflich und privat zu orientieren. Sie erleben die Gesellschaft als Markt, auf dem man unter der Maxime das „Beste aus sich zu machen“ unbedingt mithalten muss. Und sie bewerten sich selbst als Scheiternde.“

 

Den Absolventen des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit beschäftigte die Problematik schon während seines Studiums, er zählt sich zu der Gruppe Sinnsuchender dazu. Seine berufliche Orientierung führte den 32-Jährigen von einer Zeit als – lediglich eingeschriebener – Philosophiestudent über die Sprachwissenschaften. In der Sozialen Arbeit fand er dann die richtige Disziplin. Für seine Thesis „Auf der Suche nach dem „guten“ Leben – die Krise der sozialen (Selbst)Integration junger Erwachsener“ ist er in die Hall of Fame der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften aufgenommen worden.

 

Auf der Suche nach der eigenen Identität

Neben seinen eigenen Beobachtungen in privaten und beruflichen Kontexten hat Ritschel sich in seiner Arbeit vor allem auf wissenschaftliche Studien und qualitative Interviews gestützt. Dabei, so räumt er ein, sei das Thema quantitativ noch kaum Gegenstand in der Forschung. Die Untersuchungen aus den USA und Deutschland zeigen ein einheitliches Bild einer in die Krise geratenen Generation in einer individualisierten Gesellschaft. Die Übergangsphase der Unsicherheit und Orientierungslosigkeit hat sich mittlerweile über die Postpubertät ausgedehnt bis Anfang 30. Ein Alter, in dem man vor 50 Jahren bereits angekommen war: Man stand mitten im Beruf, hatte eine Familie gegründet und blieb 30 Jahre seiner Festanstellung treu.

 

Heute fehlten im eigenen Umfeld die Vorbilder, meint Ritschel und spricht dabei von Identitätsdiffusion und einer Quarterlife Crisis junger Erwachsener, die sich auf unbestimmte Zeit verlängert. Viele können oder wollen die Lebensmodelle ihrer Eltern nicht mehr übernehmen. In einem globalisierten Markt hat man sich beruflich flexibel und mobil zu zeigen. Deshalb würden viele ihre persönliche Freiheit nicht wirklich als solche erleben.

 

Das läge zum Einen an den Erwartungshaltungen der Eltern, dass ihre Kinder die eigenen unerfüllten Wünsche realisieren und es finanziell besser haben sollen. Zum Anderen bewertet Ritschel das Schulsystem als zu marktkonform. „Jugendliche haben viel zu wenig Zeit und Möglichkeiten, sich in Ruhe auszuprobieren. Man macht Potenzialanalysen und Hospitationen, die Schülerinnen und Schüler sollen möglichst schnell ihre beruflichen Weg finden. Später erachten junge Menschen zum Beispiel ein freiwilliges soziales Jahr als Handicap, das sie zeitlich gegenüber der Konkurrenz zurückwirft. Obwohl eigentlich viele in den Interviews sagen, dass sie sich gerne für die Gesellschaft engagieren würden.“

 

Fluch und Segen: Die Medien

Die dritte Ursache für die chronische Selbstoptimierung und Unzufriedenheit seien die Medien. Dabei dienen sie jungen Erwachsenen als einziger echter Rückzugsort. Hier orientieren sie sich über ihre Berufsbilder – und kriegen nachher die verzerrte Darstellung nicht mit ihrer Realität überein. Das Social Web wird als Ort der persönlichen Freiheit wahrgenommen, in dem man seine Persönlichkeit definieren kann, allerdings immer unter der Maßgabe der in den Medien vorgelebten Perfektion. Das heißt, man wägt genau ab, mit welchen Hobbies und Freunden man sich inszeniert. Die Referenz bildet der eigene Freundeskreis, der zur Konkurrenz wird. „Es geht dabei um die glücklich-perfekte Selbstdarstellung, die mittlerweile Überhand genommen hat. Das wird bereits in der Jugend mit großer Ernsthaftigkeit betrieben. Auch im direkten Kontakt mit den Freunden wird stetig versucht, gut dazustehen. Man ist im ständigen Abgleich mit den anderen und zieht subjektiv immer den Kürzeren.“

 

In den Interviews, die Ritschel für seine Thesis herangezogen hat, ist es demnach eigentlich egal, welchen Lebensentwurf die Freunde gewählt haben. Es ist irgendwie immer der bessere. „Diejenigen, die ihr Studium schnell und erfolgreich absolviert haben, beneiden jene, die sich mehr Zeit gelassen und mehr ausprobiert haben, weil sie dadurch mehr mit sich im Reinen seien.“ Neben diese Selbstkritik zieht sich ebenfalls durch die Interviews, wie sehr Unzufrieden- und Ichbezogenheit auch die Beziehungsgestaltung prägt.

 

"Viele haben Schwierigkeiten mit längeren Beziehungen, da sie als eine Form der Festlegung betrachtet werden, die mehr verunsichert als beruhigt. Sie sind getrieben von der Sorge, dass sie etwas verpassen, dass es einen Partner geben könnte, der noch besser zu ihnen passt. Andere sagen, dass sie aufgrund ihrer Uneinigkeit mit sich selbst nicht in der Lage sind, sich auf eine Beziehung einzulassen." Viele würden die Partnerschaft der Karriere unterordnen – ganz entgegen der Definition der Generation Y.

 

Ein ständiges Hadern

Die Folgen des permanenten Haderns und Zweifelns sind in einigen Fällen gravierend: Depression, Angstzustände, Essstörung oder Abbruch der sozialen Kontakte. Damit einher gehen vermehrt psychiatrische Behandlungen. Ein Trend, dem nach Meinung von Tobias Ritschel durch den präventiven Einsatz eines sozialpädagogischen Coachings entgegengewirkt werden könnte.

 

In seiner Thesis stützt er sich auf ein Konzept des Sozialpädagogen Bernd Birgmeier. Im Kern gehe es darum, die eigenen Werte in einer langfristigen Diagnosephase herauszufinden und von den utopischen Wünschen hinzukommen zu konkreten, realistischen Zielen. Darüberhinaus müssten mehr Angebote zum zivilgesellschaftlichen Engagement bestehen. Generell würde die Zielgruppe zwischen 20 und 30 Jahren bisher mit ihren Problemen kaum wahrgenommen.

 

Mit dem Begriff des Coachings tut Ritschel sich übrigens schwer, komme er doch aus dem Bereich der Selbstoptimierung und Leistungssteigerung. „Soziale Arbeit soll den Leuten nicht helfen, sich an den Markt anzupassen. Sie sollte immer eine außenstehende Position wahren und individuelle Hilfe leisten.“

 

Gleichwohl wünscht er sich dazu eine gesellschaftspolitische Diskussionskultur. „Das würde den Betroffenen signalisieren, dass sie nicht alleine sind mit ihren Problemen und dass sie keinen individuellen Defekt haben, nicht selbst schuld sind. Letztlich hat die Gesellschaft diese Herausforderung zu bewältigen, nicht der Einzelne." Mit freundlicher Genehmigung von Monika Probst, TH Köln

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